Die Fährverbindung über den Elbe-Trave- (Lübeck) Kanal existiert seit dessen Nutzungsbeginn im Jahre 1900. Das Wasser- und Schiffahrtsamt musste für „Wege-Ersatz“ sorgen, da hier eine Straße Richtung Osten existierte. Die Fähre war ursprünglich eine bis 1960 handbetriebenen Seilzugfähre, deren eines Seil die Richtung hält während das andere für die Vorwärtsbewegung zuständig war/ist. Erst nach 1960 erhielt die in Rendsburg-Saatsee auf der Staatswerft erbaute Fähre einen Dieselantrieb.
Bis 1986 war die Überfahrt kostenlos, dann aber verlangte der Betreiber (Kreis Herzogtum Lauenburg/Büchen) Fährgeld, da es die Fähre für 1,1 Mio Mark Abstand übernommen hatte.
Zwei Fährleute teilen sich aktuell die Arbeit. Das ursprüngliche Haus des Fährmannes ist inzwischen an Privat verkauft worden.
Quelle, u.a.: http://www.rondeshagen.com/Elbe-Luebeck-Kanal.html
Über die Fähre von Siebeneichen
(Erzählung von Ernst Hans Jenner *1909 – †1999)
Weit über die Grenzen unseres kleinen Dorfes hinaus ist sie bekannt, die Fähre von Siebeneichen. So manch einem Wanderer hat sich dieses idyllische Bild am Elbe-Lübeck-Kanal fest in seine Erinnerung geprägt. Es ist dies die einzige Kanalüberquerung mit einer Wagenfähre. Wie aber kam es nun dazu, dass ausgerechnet in Siebeneichen eine Fähre anstelle einer Brücke installiert wurde? Überall dort, wo
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ein ortsverbindender Weg mit einer Furt durch die Stecknitz vorhanden war, wurde eine Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal gebaut. Auch in Siebeneichen waren solch Weg und Furt durch die Stecknitz vorhanden. Die Bauern Bruhn und Johann Ohle sträubten sich sehr gegen den Brückenbau. Die Brückenauffahrt hätte man durch ihre Wiesen bauen müssen, dann wäre von den ohnehin kleinen Flächen nicht mehr viel übrig geblieben. Aber noch viel mehr wehrten sich die jenseitigen Besitzer, die Gebrüder Tode, beides Junggesellen. Die sehr hohe Auf- und Abfahrt am anderen Ufer wäre genau vor ihrer Haustüre gelegen. Niemanden wäre es mehr eingefallen, den Hang hinunterzusteigen, um in ihre Schankwirtschaft „Zur Siebeneichener Schleuse“ einzukehren, schon gar nicht dem Fahrer eines Pferdefuhrwerks. Allein bei dem Wegfall der Schleuse nähme ihre Schankwirtschaft Schaden, mussten doch die Stecknitzschiffer oft warten, um den Stau abfließen zu lassen und damit nahmen sie meistens die Gelegenheit zu einer Einkehr wahr. Das käme wohl bei einem Wegfall der Schleuse nicht mehr vor, so argumentierten die Gebrüder Tode. Schlitzohrig sollen die Junggesellen gewesen sein. Konnten sie einen Fuhrwerksfahrer nicht so recht leiden, weil er nicht bei ihnen eingekehrt war oder aus sonst einem Grunde, so stauten sie einfach das Wasser auf, wenn sie wussten, dass er denselben Weg zurück musste. Bei angestautem Wasser war die Furt nicht passierbar und so musste der Fuhrmann eine ganze Zeit warten, bis das Wasser wieder abgeflossen war. Die Grabkreuze der Gebrüder Tode auf dem Siebeneichener Friedhof waren so groß, dass man sie vom Stecknitzufer aus sehen konnte. So also kam die Fähre nach Siebeneichen.
Der erste Fährmann war ein Ostpreuße mit Frau und einem Jungen, sein Name war Behrends. Er hatte schon auf dem alten Stecknitzkanal geschippert. So erzählte er, wenn er morgens seine Mütze am Kanalufer abgelegt hätte, hätte er sie mittags vom anderen Ufer wieder aufnehmen können, so schön lang wären die Schlangenlinien des alten Kanals gewesen.
Der Fährmann hatte die Fähre von morgens um 6 Uhr bis abends um 8 Uhr zu bedienen, wochentags als auch sonntags. Gegen ein gutes Trinkgeld wurde man auch nachts übergesetzt. Der Verkehr zwischen Siebeneichen und Fitzen war allerdings nicht sehr umfangreich, denn die Fitzener hatten ihre geschäftlichen Beziehungen von jeher nach Büchen ausgerichtet. Zum Schmied nach Büchen-Dorf war es für die Fitzener Bauern nicht weit. Das Übersetzen war kostenlos, der Fährmann wurde vom Staat entlohnt. In den zwanziger und dreißiger Jahren war dies ein begehrter Posten. Damit er auch einmal „frei“ haben konnte, sorgten Arbeiter der Kanalinstandhaltung für eine gelegentliche Ablösung. Dem Fährmann stand ein Stückchen Land von circa einem halben Hektar und etwas Weide zu. So konnte er sich eine Kuh, Schweine, ein Schaf, Hühner und Gänse halten. Er erntete Roggen, Kartoffeln und Rüben. Nur seine Frau war für die Landwirtschaft nicht so sehr zu begeistern, seine Kuh musste er selber melken. Wenn dann gerade jemand läutete und übergesetzt werden wollte, guckte der Fährmann Behrends kurz um die Ecke. Kam er zu dem Schluss, der Betreffende hätte noch Zeit, melkte er erst seine Kuh aus. Es war eine etwas gemächlichere Zeit.
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Aus der alten Zeit gibt es auch noch einige historische Fotos:
Zur damaligen Zeit konnten Kleinbaueren den Kanaldamm landwirtschaftlich nutzen. Es wurde auf beiden Seiten des Kanals Heu gemacht. Vermutlich war auch eine geringe gemäßigte Beweidung durch Vieh gestattet. Damit war die Pflege und Nutzung zugleich geregelt. Heutzutage muss die Pflege durch die Kanalverwaltung gegen Entgelt geregelt werden.
Hier handelt es sich um „Flocki“, den Mischlingshund vom Fährmann Dieckvoß, Flocki war ein Phänomen, er konnte auf Kommando die Glocke läuten, wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass an der Drahtschlaufe vom Glockenstrang ein Lederband o. ä. speziell für Flocki befestigt war. Vielen Siebeneichnern ist der Hund Flocki noch gut in Erinnerung. Pfosten und Glockenstrang sind noch heute so erhalten.
Schulkinder auf der Fähre in 1959, im Vordergrund Fährmann Hugo Dieckvoß und Fährhund Flocki